Es ist doch immer wieder ein Phänomen, wieviel Schönheit in der Ambivalenz des Lebens verborgen ist. Oft wünschen wir uns diesen optimalen Zustand, in dem es uns rundum gut geht. Körperlich, psychisch, geistlich, familiär, beruflich und und und…Und das ist ja auch irgendwie gut so. Aber was ist mit den Lebensphasen oder Situationen, in denen es alles andere als gut aussieht? Einfach Augen zu und durch? Aushalten, überleben? Zähne zusammenbeißen?
Mit jeder Lebensherausforderung mehr lerne ich, wie wertvoll es ist, sich ihr zu stellen, sie anzunehmen und ihr nicht mit hartem sondern weichem Herzen zu begegnen. Denn wenn ich mich dem Schmerz, den diese schwierige Situation in mir hervorruft, stelle, ihn wahrnehme und ihn meinem Gott bewusst hinlege, passiert etwas ganz Besonderes, das so viel tiefer geht, als es das „einfach gut laufende Leben“ bewirken könnte. Wenn ich den Mut habe (und dieser Schritt erfordert viel Mut!), mich meinen Tiefen und Fragen zu stellen und auch um Zerbrochenes zu trauern, wird mir meine eigene Schwäche auf schonungslose Art und Weise bewusst. Ich merke, dass ich bedürftig bin, dass ich Trost, Halt, Geborgenheit und eine Schulter zum Anlehnen brauche. Eine Hand, die mich hält, wenn ich falle. Und genau hier erlebe ich immer wieder die Schönheit der Ambivalenz des Lebens:
Ich kenne nämlich diesen Trost, diesen Halt und diese Geborgenheit, ich mir in diesen Momenten so sehr wünsche. Denn ich gehöre einem Gott, der nahe ist und der all das in sich selbst verkörpert. Einen Gott, der nichts von mir verlangt, sondern mich einfach nur lieben will. Wenn ich mich in meinem Schmerz an Ihn wende, ist Er da. Er ist einfach da. Und mit Ihm all das, was zu Ihm gehört: Seine Nähe, die mich befriedet. Seine Gegenwart, die mich sanft umgibt. Seine Wahrheiten, die mich so lange durchdringen, bis ich merke, wie sich alles in mir auf wunderbar tröstliche Art und Weise beruhigt. In diesen Augenblicken fühle ich mich wie ein kleines Kind, das untröstlich ist und sich kaum beruhigen lässt, bis… Ja, bis die Mama oder der Papa kommen, sich zum ihm setzen und es allein durch ihre Anwesenheit und ihre Worte zu beruhigen wissen. Die Nähe, die dadurch entsteht, geht ganz tief. So tief, dass erleichterndes Durchatmen und seliges Loslassen der eigenen Sorgen und des Schmerzes, auch wenn sie noch existent sind, möglich wird. Diese Erfahrung ist für mich unbezahlbar schön! Denn das Wunderbare ist, dass ich tatsächlich Kind bin. Kind sein darf. Das Kind meines Gottes, der mir den Weg zum Leben weist.
Was Er für mich ist, kann ich kaum in Worte fassen, auch wenn ich gerne schreibe. Und das ist auch gut so. Denn ich möchte fasziniert bleiben. Auf der Suche nach Formulierungen bleiben, die beschreiben, wie wertvoll Er für mich ist. Weil ich dadurch immer wieder eine neue Facette von Ihm kennenlernen darf. Das ist meine Lieblingsbeschäftigung 😊 Und was ist Deine?
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