Wahre Freude? Kann Freude wahr sein oder ist sie nicht einfach schon in sich geschlossen? Ich empfinde Freude auf unterschiedliche Art und Weise. Für mich gibt es die spontane Freude, die in mir entsteht, wenn etwas unverhofft Schönes oder lang Ersehntes passiert. Dann spüre ich auch oft die ausgelassene Freude in Momenten der Leichtigkeit und Kindlichkeit. Auch glückliche Freude, die erfahrbar wird in Situationen, in denen Dankbarkeit im Herzen schwingt, kenne ich gut. Sicher gibt es da noch viele andere Arten der Freude. Doch die wahre Freude ist eine ganz besondere ihrer Art. Von ihr zehre ich am meisten…
Wahre Freude ist die Freude, die allzeit für mich bereitsteht, wenn ich bereit dafür bin, mich auf sie einzulassen. Das ist nicht immer einfach. Oft macht mir das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen so zu schaffen, dass ich gar nicht mehr daran denke, meinen Tank der Freude wieder neu auffüllen zu lassen. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, zu funktionieren, zu organisieren, zu tun und zu machen. Dabei verbrauche ich viel Kraft und Nerven. Doch wenn es mir dann einmal gelingt, inne zu halten, mich aus dem Alltag rauszuziehen und bewusst Zeit mit etwas anderem zu verbringen, wird der Zugang zur Freude plötzlich frei.
„Wie ist das möglich? Mit was beschäftigst Du Dich dann?“, mag sich der ein oder andere gerade fragen. Nun, der Schlüssel zu diesem Zugang ist der, dass ich mich einmal nicht mit mir und meinem Leben beschäftige, sondern mit meinem Gott. Ich nehme mir bewusst Zeit, seine Schönheit und Allmacht in der Natur zu beobachten, lasse mich von Seiner schöpferischen Kraft lehren, wie groß Er ist. Ich schaue in Sein Wort und lasse Seine Wahrheit zu meiner werden, indem ich glaube, was dort steht: Er liebt mich. Er hat mich so geschaffen, wie ich bin, und hat dabei keinen Fehler gemacht. Ich bin gewollt. Ich lasse mich durch Seine Geschichten daran erinnern, dass Er mein Leben in Seiner gütigen und mächtigen Hand hält, dass alles einen Sinn hat und dass am Ende wirklich alles gut wird. Kindlich naiv vertraue ich darauf, dass das, was ich dort lese, was ich in Liedern zu Ihm singe, was ich um mich herum in der Natur sehe, stimmt. Diese Naivität ist keinesfalls fahrlässig oder verantwortungslos. Ganz im Gegenteil: Sie ermöglicht mir den Zugang zu einer Macht, der ich mich anvertrauen darf und die mein Leben besser im Griff hat als ich selber. Im Gegenzug zu diesem Vertrauen breiten sich Ruhe, Sorglosigkeit und wahre Freude(!) in mir aus. Es ist die Freude darüber, dass ich ein Kind des Allerhöchsten bin: frei, angenommen, versorgt und bedingungslos geliebt. Das Schöne an dieser Freude ist, dass sie ganz unabhängig von meinem Umständen oder meinen Empfindungen ist. Ihre Quelle entspringt aus der liebevollen Hand meines himmlischen Vaters. Alles, was ich tun muss, ist zu Ihm zu kommen und aus der Quelle der Freude zu schöpfen. Was für ein wunderbares Geschenk….
Foto: Ralf Schneider