Ich denke immer wieder darüber nach, was Zeit eigentlich für eine große Bedeutung für uns hat. Sie bestimmt unser Leben, denn wir orientieren uns an ihr. Wer könnte heute noch ohne eine Uhr am Handgelenk oder im Handy, ohne seinen Terminplaner, sei er nun analog oder digital, leben? Es scheint fast verantwortungslos, sich vorzustellen, was unsere Welt ohne die Zeit wäre. Wahrscheinlich das pure Chaos…
In meinen Zeiten, in denen ich mich mit meinem Glauben, mit meinem Gott beschäftige, stoße ich allerdings immer wieder auf Worte wie „Ewigkeit“ oder „ein Tag wie tausend Jahre“. Vorstellen kann ich mir das nicht wirklich. Und doch glaube ich, dass es die Ewigkeit gibt und dass Gottes Rechnung der Zeit eine ganz andere ist als die meine. Es übersteigt meinen Horizont, darüber nachzudenken, was vor der Grundlegung der Welt war. Es bringt mich an den Rand meiner Vorstellungskraft, darüber nachzugrübeln, warum ich ausgerechnet im Jahr 1988 geboren wurde und nicht ein Jahrhundert früher oder später. Wenn ich diese Gedanken einmal zulasse, nehmen sie Überhand und ich stelle fest, wie winzig ich kleiner Mensch doch im Anbetracht unserer Welt und ihrem großen Schöpfer bin. Ich beginne, im Ansatz zu begreifen, dass ich rein gar nichts zu wissen scheine.
Mich machen diese Gedanken demütig und ehrfürchtig zugleich. Denn ich kenne den, der sich all dies ausgedacht hat, zumindest ein wenig… Ich erlebe Seine Liebe jeden Tag neu, ich höre Sein leises Flüstern, das mich bewusst oder unbewusst immer begleitet, und ich kenne Seinen Frieden, der tief in mir wohnt. Ihm singen die Engel schon seit einer Ewigkeit (wie auch immer diese aussehen mag) Loblieder zu, die bis in alle Ewigkeit weiter klingen werden. Ich kann mir das nicht vorstellen und gerade das genieße ich! Ich genieße die Vorstellung, dass es etwas gibt, das meinen Verstand übersteigt! Ich genieße die Gewissheit, dass, wenn ich einmal sterben werde, mein Geist im Himmel weiterleben und mit den Engeln zusammen den König der Könige anbeten wird. Und ich genieße das Privileg, genau dieses Lied schon heute singen zu können. Ich stimme damit in den Lobgesang des Himmels ein und hole ein kleines Stück Himmelswelt auf die Erde.
Foto: Johannes Rick