Ruf der Freiheit

Amelie Rick
13. August 2021

Seit ich denken kann, bin ich ein sehr kreativer Mensch. Schon als kleines Mädchen sang und tanzte ich stundenlang vor mich hin, war dabei ganz versunken in meine eigene Welt und dort rundum glücklich. Als ich in die Schule kam, war mein Rückzugsort die Musik. In ihr konnte ich mich verlieren und fühlte mich frei, unendlich frei! In meiner Freizeit, die mir neben der Schule und dann irgendwann dem Studium blieb, widmete ich mich mit Leib und Seele meiner damaligen Band und einigen Tanzgruppen und umgab mich, mehr unbewusst als bewusst, so oft ich konnte mit meiner Leidenschaft. Mich in meinem Sein künstlerisch ausdrücken zu können, gehörte also schon immer zu mir.

Doch dann kam der Berufseinstieg als Sozialpädagogin. Plötzlich blieb neben der Arbeit nurnoch wenig Zeit und vor allem Energie für die Musik und die Kunst. Ich habe es noch ganz genau vor Augen, wie ich an manchen Tagen von der Arbeit nach Hause kam: Ich war nervlich und körperlich so erschöpft, dass ich alle Vorhänge meiner Wohnung zuzog, mich auf die Couch legte und eine halbe Stunde erstmal einfach nur dalag, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Hatte ich diesen Punkt erreicht, ertrug ich es kaum, Musik zu hören, weil ich schlicht und einfach nervlich überreizt war. So entschied ich mich irgendwann schweren Herzens, meine Tanzgruppen aufzuhören, um wenigstens noch Energie für meine Band zu haben. Die Jahre gingen ins Land und ich durchlitt einige Tiefen, die mir deutlich zeigten, dass ich wohl noch nicht ganz den richtigen Berufsweg gefunden hatte. Denn meine Arbeit lag mir grundsätzlich irgendwie, erfüllte mich aber nicht mit einer Leidenschaft, die es gebraucht hätte, um zufrieden und glücklich zu sein. Doch ich wusste nicht, was ich sonst hätte machen sollen, und das brachte mich fast zur Verzweiflung, wusste ich doch um diese kreative Quelle in mir, die sich einfach nur wünschte, sprudeln zu dürfen. Diese Ambivalenz machte mir das Leben immer wieder schwer.

Und doch gab ich die Hoffnung nicht auf: Immer wieder betete ich und bat Gott um einen neuen Weg für mich, um eine offene Tür, um irgendeine Art von Ausweg aus meiner gefühlten Sackgasse. Meine Antwort auf meine Gebete erhielt ich auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise: Durch eine tiefe Lebenskrise, die ca 2 Jahre andauerte, wurde ich regelrecht wachgerüttelt. Denn ich entwickelte nach der Bewältigung dieser dunklen Zeit einen unbedingten Willen nach Leben, der so stark war, dass ich ihn nicht mehr ignorieren konnte. Während meiner inneren Heilung begann ich also wieder zu singen, zu tanzen und diesmal auch bewusst zu schreiben und entschied mich, mit einem Studium des kreativen Schreibens nochmal einen neuen beruflichen Anlauf zu wagen.

Lange Zeit hatte ich geglaubt, dass meine kreative Ader niemals für einen Beruf in diese Richtung reichen würde. So tat es mir unheimlich gut, mich endlich zu dem zu bekennen, wer ich wirklich bin: ein künstlerischer Mensch voller Kreativität und schöpferischer Energie. Mit diesem inneren Zu-mir-Stehen öffneten sich mir auf einmal völlig neue Türen. Plötzlich fügten sich meine sozialen und meine kreativen Begabungen zusammen und ergaben ein neues Ganzes. Und heute darf ich sagen, dass ich auf einem ganz wunderbaren beruflichen Weg bin, durch den Gott mir zeigt: „Ich habe Dich so geschaffen, wie Du bist, und jetzt geh und wuchere mit Deinen Gaben!“ Sicher bin ich noch nicht am Ziel meiner Träume angelangt, aber mein Glauben daran, dass Gott einen ganz individuellen Weg für mich vorbereitet hat, auf dem ich frei und erfüllt dem nachgehen kann, was mich zutiefst ausmacht, wächst mit jedem Schritt mehr.

Wenn Du, liebe Leserin, lieber Leser ebenfalls diesen Ruf der Freiheit in Dir spürst, der Dich immer wieder an Deine Herzensträume erinnert, dann möchte ich Dir heute Mut machen: Folge diesem Ruf! Es wartet etwas Großartiges auf Dich…

Foto: Canva