Nichts brauche ich so sehr!

Amelie Rick
18. Januar 2021

Nun ist der Moment des Ausruhens gekommen: Mein Sohn schläft, mein Mann erledigt nebenan noch ein paar Sachen, ich schließe meine Zimmertür und atme tief durch. Den ganzen Tag habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Endlich, endlich ist es soweit…

Ich mache mir ruhige Instrumentalmusik an, rolle meine Akupressurmatte aus, lege mich vorsichtig darauf und schließe genüsslich die Augen. Nach ein paar Minuten des gedanklichen Kreisens um den zurückliegenden Tag mit all seinen Begegnungen, Erledigungen und Erlebnissen tauche ich immer mehr ab in eine Welt der Ruhe, der Musik und des Geistes.

Ich spüre deutlich, wie sich mein Innerstes erhebt und beginnt, sich auf die himmlische Welt einzulassen. Stück für Stück eröffnet sich mir vor meinem inneren Auge eine wild bewachsene Oase, die vor Feuchtigkeit nur so trieft und inmitten derer ich mich befinde. Ich spüre die Blätter und Äste, die mich berühren, die feuchte Erde unter mir, das Blätterdach, das mich umgibt, und atme die frische Luft ein, die nach sattem Leben riecht. Vorsichtig schiebe ich ein großes Blatt beiseite, das meine Sicht verdeckt und erhasche einen Blick auf eine vor mir liegende, kleine Lichtung. Voller Faszination nähere ich mich ihr und stelle mich genau in ihre Mitte. Mein Gesicht wendet sich der Sonne zu. Ich schließe meine Augen und spüre der Wärme auf meiner Haut nach. Plötzlich vermischt sich die Wärme der Sonnenstrahlen mit feinen, kleinen Regentropfen, die mein Gesicht benetzen. Ich breite meine Arme aus und lasse mich von dem seligen Wissen erfüllen, gerade mitten unter dem Strom der Gnade zu stehen, der mich mit all dem erfüllt, was ich zum Leben brauche. Ich genieße den Moment, solange ich kann, und lasse mich nach einigen Minuten wieder in meine irdische Welt zurückholen.

Langsam erhebe ich mich von meiner Matte, mache die Musik aus und bereite mich auf das Bett vor. Tief in mir fühle ich mich leicht und befreit, getragen und behütet, voller Kraft für den Tag, der auf diese Nacht folgen wird. So lege ich mich schlafen und nehme mir vor, mich morgen wieder mit meinem himmlischen Vater zu verabreden. Denn es sind genau diese Minuten in der Seiner Gegenwart, die den Unterschied in meinem Leben machen.

 

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