Es ist herausfordernd hier zu stehen. Auf diesem glitschigen Felsen. Das stürmische Meer klatscht Dir mit seinen Wellen ins Gesicht und droht, Dich von Deiner ohnehin schon unsicheren Position ins Wanken zu bringen. Der Wind schneidet sich gemischt mit salziger Gischt kleine, schmerzhafte Straßen in Deine Wangen. Du stehst gebückt, hältst den Kopf geneigt, um Dich selbst vor der rauen See zu schützen, schlotterst vor Kälte und wartest einfach nur darauf, dass es sich beruhigt, dieses Leben, diese Zeit, dieser Sturm.
Ich finde, dass es gut ist, die Dinge auch mal beim Namen zu nennen, wenn es gerade nicht so richtig rund läuft, oder eben gar nicht läuft im Leben. Es gibt nicht nur die Sonnentage. Nein, es gibt sie oft genug, diese Tage, an denen man sich am liebsten einfach nur unter seiner Bettdecke verkriechen würde, um nichts zu sehen, zu hören, zu spüren und darauf zu warten, dass irgendjemand sagt: „ Es ist vorbei. Du kannst wieder rauskommen.“ Jeder kennt diese Tage und niemand wünscht sie sich ernsthaft herbei, trotzdem gehören sie zum Leben dazu. Das müssen wir so akzeptieren und im besten Fall lernen wir aus diesen Tagen sogar mehr als aus den leichten und sonnigen. Das mag zwar niemand gerne hören, aber schauen wir mal auf die herausfordernden Zeiten in unserem Leben zurück, dann erkennen wir doch häufig, dass wir durch sie am meisten dazugelernt haben. Dass so etwas auch schmerzhaft sein kann, steht auf einem anderen Blatt.
Es bringt wenig, sich im Selbstmitleid zu suhlen oder wütend auf das Leben, Gott und die Welt zu sein, wenn man sich gerade in einem Lebenssturm befindet. Besser wird es dadurch sicher nicht. Das wühlt den inneren Sturm nur noch künstlich auf. Stattdessen können wir lernen, diese Stürme zu akzeptieren und uns ihnen zu stellen. Das kann man alleine tun oder mit der Unterstützung von Familie und Freunden. Jeder von uns weiß, welche Wegbegleiter in solchen Momenten die besten für einen sind. Dadurch, dass ich gläubig bin, kommt bei mir noch jemand hinzu: Gott. Ich erlebe immer wieder, dass es gut tut, wenn man Menschen um sich hat, die sich mit einem zusammen den Herausforderungen des Lebens stellen. Doch auch Menschen kommen an ihre Grenzen. Sie können mir zum Beispiel nicht den Wunsch erfüllen, inneren Frieden zu verspüren, oder mir das Versprechen geben, dass alles gut werden wird, wenn die Außenwelt stürmisch aussieht und mein Leben auseinanderzufallen droht.
Doch einer schafft dies immer wieder. Egal, wie lebensbedrohlich oder auch banal mein aktueller Sturm gerade aussieht: Wenn ich meinem Gott meine Sorgen und Nöte anvertraue (und damit meine ich wirkliches Vertrauen, auch wenn die Lage aussichtslos erscheint) und mich damit Seiner liebevollen Macht ausliefere, kommt etwas in mir zu Ruhe. Dieses Erleben ist mit nichts anderem zu vergleichen und es zeigt mir deutlich, dass es Gott wirklich gibt. Denn niemand sonst ist in der Lage, mich so tief mit Liebe, Hoffnung und Trost zu erfüllen… Meine inneren Wogen glätten sich, auch wenn die See außen noch genauso stürmisch wütet. Ich stelle fest, dass ich innerlich auf einem festen, unverwüstlichen Felsen stehe, der mich gründet und sichert. Ich kann den Sturm betrachten, ihm ins Gesicht sehen, mich ihm angstfrei stellen. Ich tue, was ich tun kann, und lasse, was ich nicht kann. Ich bleibe innerlich ruhig, weil ich weiß, dass ich Gottes geliebtes Kind bin, das Er nicht im Stich lassen wird. Er wird den Sturm für mich zur Ruhe bringen, Er wird die Wogen meines Lebens für mich glätten. Alles, was ich tun muss, ist Ihm zu vertrauen, dass Sein Horizont da anfängt, wo meiner aufhört…
Foto: Leonard Schneider