Loslassen ist doch etwas ganz Wunderbares, oder? Denn Loslassen befreit. Loslassen öffnet Türen zu neuen Räumen. Loslassen entlastet und schafft Leichtigkeit. Doch was ist mit all denjenigen, denen es schwer fällt loszulassen? Die so gerne loslassen wollen, es aber irgendwie nicht können? Was ist mit denen, die die Angst vor dem Loslassen begleitet, weil dadurch Kontrolle verloren geht und Ungewissheit tief im Inneren aufsteigt? Könnte es sein, dass das Loslassen vielen Menschen so schwer fällt, weil sie gar nicht wissen, wer sich dann um ihre Probleme, Nöte und Ängste kümmert? Da scheint es dann gerade zu kindlich naiv oder sogar fahrlässig, wenn einem jemand rät: „ Du musst lernen, zu vertrauen. Lass die Sorgen los. Entspann Dich doch mal.“ „Ja, vielen Dank auch für diesen netten Rat! Was soll ich denn damit anfangen?“, möge der Betroffene vielleicht antworten. „ Kannst Du mir mal verraten, wer sich dann um alles kümmert? Weißt Du, was passieren würde, wenn ich mich jetzt zurücklehnen und nichts mehr tun würde, außer ‚zu vertrauen‘? Meine Welt würde zusammenfallen. Und das hätte mir gerade noch gefehlt.“
Doch stellen wir uns einmal vor, es würde da jemanden geben, der uns geformt und erschaffen hat, der jeden kleinsten Teil unserer DNA ausgetüftelt und unseren Charakter und unsere Art so gewollt hat, wie sie sind. Was ist, wenn es da jemanden gibt, der höher, tiefer, weiter ist, als unser Verstand es greifen kann? Jemanden, der es gut mit uns meint. Und was ist, wenn dieser Jemand uns gar nicht dazu erschaffen hat, alles unter Kontrolle zu haben, weil er seine Liebe zu uns darin zeigen möchte, dass er uns versorgt und es auch kann, weil er allmächtig ist und wir eben nicht? Stellen wir uns vor, es gäbe so jemanden… Würde es uns dann leichter fallen, loszulassen, weil wir wissen, an wen wir unsere „Päckchen“, die wir so mit uns herumtragen, abgeben können? Könnten wir sogar Freude daran entwickeln loszulassen, weil wir wissen, dass dieser Jemand unsere Anliegen besser beantworten kann, als wir es könnten?
Ich habe für mich persönlich diesen Jemand in Gott gefunden und ich bin unglaublich dankbar dafür! Denn ich gehöre zu diesen Menschen, die ich eingangs als die beschrieben habe, denen das Loslassen schwer fällt. Ich habe gerne die Kontrolle über alles, aber dass ich sie nicht immer behalten kann, hat mich das Leben schon oft gelehrt. Und mit jeder Lehreinheit mehr begreife ich einmal mehr, dass es auch gar nicht schlimm ist, nicht immer die Kontrolle über alles zu haben. Denn ich bin nicht diejenige, die das ganze große Bild sieht. Ich darf mir sicher sein, dass Gott es sieht und sogar besser als ich weiß, was gut für mich ist, was als nächstes geschehen soll und was auch nicht… Ich lerne immer mehr, mein Vertrauen auf Ihn und nicht auf meinen Verstand zu bauen. Auch wenn die Stürme in meinem Leben toben, darf ich in Seinen Armen ruhen. Und schaue ich zurück, dann muss ich feststellen, dass sowohl die guten als auch die weniger guten (oder auch ziemlich schlechten) Zeiten ihr Gutes hatten und mich im Leben und in meinem Glauben weitergebracht haben. Und ich möchte keine einzige dieser Erfahrungen missen, weil sie mir alle gezeigt haben, dass es da jemanden gibt, der mich besser kennt als ich mich selber, der an mich glaubt, mich liebt und wirklich allmächtig ist. Es tut mir gut, nicht alles verstehen und begreifen zu müssen, sondern meine Anliegen an Gott abzugeben, loszulassen und zu erleben, dass ich echten, tiefen Frieden spüren darf. Einen Frieden, der nicht aus meinem Verstand heraus geboren wurde, sondern aus der Tatsache, dass mein Kopf im Schoß des Allerhöchsten einen Ruheort gefunden hat.
Foto: Leonard Schneider