Ich bin ein Mensch, der unter der Schnelllebigkeit unserer heutigen Zeit oft leidet. Immer muss man überall erreichbar sein, sei es per Telefon, Email, WhatsApp oder anderen sozialen Plattformen. Und oft kann man so schnell so vieles gleichzeitig erledigen: mit der Bahn zur Arbeit fahren, dabei nochmal eben ein wichtiges Telefonat erledigen, einen Termin machen, eine Amazon-Wunschliste für den Geburtstag einer Freundin zusammenstellen und noch eine Mail beantworten. Die Fahrt zur Arbeit zu nutzen, um die Eindrücke des letzten Tages Revue passieren zu lassen oder einfach mal „nichts“ zu tun und zum Fenster rauszugucken… fast schon undenkbar! Und tut man es mal, hat man gleich ein schlechtes Gewissen, die Zeit nicht optimal genutzt zu haben. Wozu denn der ganze Stress? Damit noch eine Person mehr auf dieser Welt an einer Schlafstörung erkrankt, weil sie es verlernt hat, innerlich zur Ruhe zu kommen? Das ist es doch nicht wert!
Irgendetwas flüstert in diesen Situationen, in denen ich geneigt bin, mich den Gesetzen der Schnelllebigkeit zu unterwerfen, beständig in mir: „Musst Du das jetzt machen? Kann manches nicht noch warten? Möchtest Du Dir nicht mal die Zeit nehmen und eine kleine To-Do-Pause einlegen?“ Es liegt dann an mir, wie ich mich entscheide. Allzu oft beuge ich mich dem inneren Treiber und renne weiter in meinem Hamsterrad. Doch manchmal…, ja, manchmal setze ich auch mal einen bewussten Schritt in das Land der Ruhe. Ich schalte innerlich auf Flugmodus und denke darüber nach, was Gott mir jetzt wohl sagen würde… „Wie schön, Dich hier zu treffen! Lust auf einen Spaziergang? Lust auf einen Blick durch meine Brille?“ oder „Darf ich Dir den schweren Rucksack von den Schultern nehmen und Dich auf Deinem heutigen Weg begleiten? Und magst Du mir erzählen, wie es Dir geht? Ich würde mich freuen!“ Es sind immer wieder andere, neue Gespräche, die ich, manchmal laut, manchmal leise, mit Ihm führe. Doch sie haben alle die gleiche Wirkung: sie beantworten ungeklärte Fragen, sie entwirren meine Gedanken, sie eröffnen mir den Weg zum inneren Frieden und… sie entschleunigen mich. Was für eine wertvolle, wohltuende Erfahrung! Es ist wie Wellness für die Seele.
Schalte ich dann den Flugmodus wieder aus und finde mich zum Beispiel in dieser besagten Bahn auf dem Weg zur Arbeit wieder, weiß ich plötzlich, welche Termine heute gemacht werden müssen und welche noch Zeit haben. Ich habe neue Ideen für so manches Problem. Und ich weiß, dass nicht ich es bin, die ihr Leben unter Kontrolle haben muss. Dafür ist jemand anderes zuständig. Alles, was ich tun muss, ist Seine Hand zu ergreifen, auf Seine Stimme zu hören und mich von Ihm ab und zu in Seine Wirklichkeit entführen zu lassen.
Und dann sehe ich mich um und sehe all die geneigten Köpfe, die angestrengt auf ihre Smartphones starren oder seitlich geneigt dringende Telefonate führen. Ich sehe verbissene, gestresste, traurige oder auch müde Gesichter und fühle mich selbst paradoxer Weise erfrischt…
Fotograf: Johannes Rick