Es gibt häufig Momente in meinem Leben, in denen ich zeitlich und kräftetechnisch an meine Grenzen komme. Ich bin mir sicher: Du kennst das auch…oder? Diese Momente, in denen Du denkst: „ Das ist mir jetzt einfach zu viel. Ich kann nicht mehr.“ Ich finde diese Reaktionen völlig normal und menschlich. Komisch nur, dass wir Menschen uns diese Momente der Schwäche gar nicht gerne eingestehen, weil wir den Anspruch an uns haben, alles super meistern zu können. Wir sind nur leider keine Maschinen… Wir haben einen Körper, der uns mal mehr, mal weniger laut sagt, dass er eine Pause braucht oder gerade über seine Grenzen hinausgeht, was nicht lange funktionieren wird. Wir haben ein Herz, das sich regelmäßig nach Entspannung, guten Gesprächen und Ruhe sehnt. Wir haben bereits innere Alarmsignale, denen wir gerne mehr Beachtung schenken dürfen.
Ich glaube daran, dass Gott mich erschaffen hat. Dazu gehören auch meine psychischen und physischen Grenzen. Gott hat keinen Fehler gemacht, als Er diese Grenzgebiete in mir absteckte. Deshalb sehe ich sie eher als Schutz und lerne immer mehr, dass es mir selbst gut tut, wenn ich diese inneren Grenzen nicht allzu oft überschreite. Wenn ich mich in ihnen und nicht außerhalb von ihnen bewege, erlaube ich Gott, Gott zu sein, und akzeptiere, dass ich es nicht bin. Das bedeutet, dass ich damit einen gewissen Anspruch an mich selbst ablegen muss. Das fällt mir gar nicht immer so leicht, weil ich gerne alles im Griff habe. Letztendlich aber führt diese Handlung doch sehr schnell zu einer inneren Entspannung, weil ich mich so akzeptiere, wie ich bin.
Ich horche in mich hinein und erkenne, was jetzt meine Aufgaben sind und welche eben nicht. Das tut ungemein gut. Denn es zeigt mir, dass ich nicht dazu verdammt bin, mich dieser schnelllebigen Zeit anzupassen. Nein, ich muss nicht alle paar Minuten meine Mails checken. Nein, ich muss nicht alle Aufgaben, die auf der Arbeit liegen bleiben, übernehmen, weil es ja sonst keiner tut. Nein, ich muss nicht überall und immer mein Allerbestes geben. Ich darf mich gegen so vieles und für mich selbst entscheiden. Dafür, dass ich auch nur ein Mensch bin. Komme ich hin und wieder an diesen Punkt und offenbare meinem Schöpfer meine Unvollkommenheit, spüre ich, wie Leichtigkeit mich erfüllt, weil ich merke, wie mein Herz plötzlich in Seinem Rhythmus schlägt. Ein Rhythmus, in dem ich mich zu Hause und entschleunigt fühle. Ein Rhythmus, der mir zeigt: Ich muss mich nicht den zeitlichen Gesetzen der Welt, in der ich lebe, unterwerfen. Ich darf dazu stehen, dass mein Zuhause ein himmlischer Ort ist, in dem die Uhr anders tickt …
Schaue ich meine Welt dann aus dieser Perspektive und mit dieser Uhr am Handgelenk an, kann ich plötzlich differenzierte Entscheidungen treffen, die mir helfen, meine inneren Grenzen zu wahren und gesund mit mir umzugehen. Und wie aus dem Nichts bin ich auf einmal zufriedener, freier und sogar produktiver als je zuvor.
Fotograf: Ralf Schneider