Du rufst mich ins Innen

Amelie Rick
16. September 2021

Wieder einmal bin ich an diesem Punkt angelangt, an dem sich die Welt um mich herum schneller dreht, als ich Schritt halten kann. Scheinbar wie fremdgesteuert laufe ich durch mein Leben, meine Monate, Wochen, Tage… Bis ich mit einem Blick in den Terminplaner feststelle, dass ich Schnappatmung kriege, wenn ich mir die nächste Zeit, die vor mir liegt, ansehe. Ich frage mich, wie ich es diesmal wohl wieder geschafft habe, meinen Vorsatz, nicht zu viel auf einmal zu machen, erfolgreich zu ignorieren. Dabei hatte ich mir doch fest vorgenommen, auf meine Balance zu achten, Pausen einzuplanen und auf mich selbst Rücksicht zu nehmen.

Bin ich knallhart ehrlich zu mir selbst, stelle ich fest, dass ich viele Dinge zusage und Termine mache, weil ich sonst schnell das Gefühl habe, etwas verpassen zu können. Was würde passieren, wenn ich mal nicht an diesem oder jenem Treffen teilnehmen würde, wenn ich mal nicht diese oder jene Verantwortung übernehmen würde und stattdessen ab und zu mal ein wenig Zeit für mich allein hätte? Könnte es sein, dass ich dann vielleicht feststelle, dass ich gar nicht mehr weiß, wer ich ohne all diese Aufgaben bin? Dass ich mich mehr darüber definiere, welche Position ich ausübe, als darüber, was mich tief in mir selbst ausmacht? Ich glaube, ich kenne die Antwort darauf bereits.

Mir kommt bei all diesen Überlegungen in den Sinn, dass meine Zeit allein, die ich doch irgendwie dringend mal wieder bräuchte, gar nicht so allein wäre. Es wäre eine Zeit, in der ich mich dort bergen könnte, wo mein Sein, meine wahre Identität ihren Ursprung findet. Wo all die Anforderungen meiner Umwelt und meiner Selbst durch den Blick meines Schöpfers auf mich zum Schweigen gebracht werden würden. Wo ich klar erkennen würde, welchen Weg ich gehen soll und welchen nicht, weil ich in Seiner Gegenwart Seine Stimme hören lerne, die ganz genau weiß, was das Beste für mich ist.

Doch das Allerschönste an diesem Ort der einsamen Zweisamkeit wäre, dass ich wieder einmal merken würde, dass ich zu nichts anderem geschaffen bin, als bei Ihm zu sein. Hier werde ich abhängig von Ihm und unabhängig von dem, was mich die Welt lehrt, was glücklich macht. Ein guter Tausch, wie ich finde. Denn die Abhängigkeit von meinem Gott ist genau das, was ich brauche, um wirklich frei zu sein. Ein herrliches Paradoxon, das ich unbedingt mal wieder tief in mir spüren möchte. Ich glaub, ich bin dann mal weg…

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