In der Bibel wird Gott oft als der gute Hirte bezeichnet, weil Er wie ein Hirte auf Seine Schafe, uns Menschen, aufpasst. In meinem kleinen Gedicht spreche ich sozusagen aus der Sicht eines Schafes, das sich verlaufen hat. Dieses Schaf sehnt sich nach seinem Hirten, nach demjenigen, der ihm den Weg weist, weil es weiß, dass es ohne ihn verloren wäre. Es wüsste nicht, wo das Ziel seiner Reise hingeht, es hätte keinen Stab, an dem es sich orientieren kann und niemanden, der ihm eine saftige Weide zum Fressen und einen gemütlichen Schlafplatz zum Erholen sucht. Schafe sind auf die Führung ihres Hirten angewiesen. Genauso geht es mir als Mensch mit meinem Gott: Ohne Seine Führung fühle ich mich hilflos. Und auch ich verlaufe mich manchmal. Doch das Schöne ist, dass ich einen Hirten habe, der alles für mich stehe und liegen lässt, um mich zu finden. Zu erleben, dass mir Gott in Seiner Liebe nachrennt und mich nie alleine lässt, ist ein unglaublich großer Trost für mich. Hat Er mich dann wieder einmal gefunden, stellt sich sofort eine wohltuende Geborgenheit in meinem zuvor ängstlichen und suchenden Herzen ein, weil ich spüre, dass Seine Nähe, Seine liebenden Arme, die mich umgeben, mein Zuhause sind.
In der Bibel gibt es eine Stelle, die genau diese Szene beschreibt. Diese möchte ich Euch gerne zeigen. Sie steht in Lukas Kapitel 15 Vers 4 bis 6 (Lutherbibel). Hier wird die Sicht des Hirten beschrieben:
„Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.“
Ich finde es sehr wohltuend, diese Geschichte einmal aus der Perspektive des Hirten zu lesen, denn es wird eines deutlich: Er liebt sein Schaf über alles, denn er ist bereit, alles andere beiseite zu legen, nur um das eine, verlorengegangene Schaf wiederzufinden. Und wenn er es dann gefunden hat, freut er sich wie ein Schneekönig, dass er es wieder in den Händen halten und versorgen kann. Er schreit seine Freude regelrecht heraus, in dem er allen erzählt, wie glücklich er darüber ist, sein Schaf wieder bei sich zu haben.
Es stärkt mich innerlich, diese Geschichte immer mal wieder zu lesen, denn sie zeigt, dass Gott kein jähzorniger alter Mann mit langem Rauschebart und erhobenem Zeigefinger ist. Ganz im Gegenteil: Er ist ein verschwenderisch liebender Gott, voller Freude darüber, dass ich Sein Schaf bin. Hach, das tut doch gut zu hören!
Foto: Johannes Rick