Du bist…

Amelie Rick
9. Dezember 2019

Mir geht es in der Vorweihnachtszeit häufig so, dass ich mich nostalgisch darauf freue, die Feiertage im Kreise meiner Lieben zu verbringen. In meiner Vorstellung läuft besinnliche Musik im Hintergrund, der Baum leuchtet und funkelt, die Geschenke blinken verschmitzt darunter hervor, alle haben sich fein herausgeputzt und man freut sich aneinander, an den Geschenken und an gutem Essen. Jede Sekunde wird in vollen Zügen genossen, die Zeit bleibt stehen und „der Zauber der Weihnacht“ macht sich breit. So weit die Traumvorstellung.

Im wahren Leben sieht das dann leider oft anders aus. Oft muss ich mich über die Feiertage von den stressigen Wochen zuvor erholen. Zumindest geht es mir häufig so. Schon Monate vorher beginne ich Listen zu schreiben, wem man was schenken könnte. Ich überlege, wie ich es schaffe, alle Päckchen rechtzeitig zu befüllen und vor allem rechtzeitig loszuschicken, damit auch die Familie in südlicheren Gefilden des Landes ihre Geschenke rechtzeitig erhält. Dann muss der Weihnachtseinkauf geplant werden, der Adventsbesuch bei den Großeltern über ein Wochenende, die Weihnachtsfeiern in der Kita, auf der Arbeit, von ehrenamtlichen Gruppen… Ach ja und einen Adventskalender wollte ich auch eigentlich schon längst selbst gebastelt haben. Und wehe, es wird jemand aus der Familie krank. Das würde jetzt gerade gar nicht reinpassen. Dafür hätte ich absolut keine Zeit. Ich will doch alle Weihnachtstermine einhalten und genießen können. Dabei gingen der eigentliche Genuss und die schöne heilige Vorstellung der Weihnachtszeit doch schon längst flöten. Nämlich ab dem Zeitpunkt, wo ich mich vom Weihnachtsgeschäft habe einlullen lassen. Und mir keine Zeit mehr dafür nahm, mir über den Sinn dieses Festes Gedanken zu machen.

Doch nun möchte ich dies tun. Ich will mir die Zeit nehmen, dankbar dafür zu sein, dass sich mein Gott nicht hat lumpen lassen, mir Sein Kostbarstes zu schenken: Seinen Sohn. Meinen Retter. An Weihnachten wurde ein Kind geboren, das gleichzeitig Mensch und Gott war. Dieser Gott verließ den Himmel, diesen perfekten Ort, für mich. Um zu mir zu kommen und durch Seinen späteren Tod am Kreuz für immer in meinem Herzen Platz zu nehmen, mich zu erlösen und mir ein Leben zu schenken, das weit über meine Zeit hier auf der Erde hinausgeht. Ich darf durch Ihn Frieden haben. Mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen, mit meinem Leben und mit Ihm. Ist das nicht viel mehr Wert als alle Geschenke, die ich jemals erhalten kann? Ich kann nicht in Worte fassen, wie dankbar und ehrfurchtsvoll zugleich ich bin, wenn ich darüber nachdenke, dass ich ein Kind des Allerhöchsten bin. Diesem Allerhöchsten, der mein Denken und mein Sein immer wieder neu sprengt, gehöre ich. Und ich tue es gerne. Weil ich so oft vieles nicht verstehe. Weil ich so oft nicht mehr weiter weiß. Weil ich so oft an meine Grenzen stoße. Und weil Er mir in alledem nahe ist und mir immer wieder zeigt, dass dort, wo meine Welt endet, Sein Wirken, Seine Allmacht, Seine Liebe und Seine Kraft gerade erst anfangen. Diesem meinem Gott vertraue ich mich gerne an und sage einmal mehr „Danke“. Danke, Gott, für Deine Hand auf meinem Leben und Dein Geschenk an mich, das ich jedes Jahr zur Weihnacht neu feiern darf!

Mit diesem Wissen verblasst alles geschäftige Treiben um mich herum. Es geht an Weihnachten nicht darum, alle glücklich zu machen oder selbst beschenkt zu werden. Es geht darum, dass wir das größte, liebevollste und kostbarste Geschenk bereits erhalten haben. Möge sich jeder von uns dieses Geschenkes neu bewusst werden und demjenigen die Ehre geben, die Ihm alleine an diesem Tag gebührt…

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine wahrhaft besinnliche und glückliche Weihnachtszeit!

Foto: Johannes Rick