Alles hat seine Zeit. Diesen Satz habe ich in den letzten Jahren schätzen und lieben gelernt. Er zeigt so treffend und klar, dass man sich immer wieder hinterfragen darf und soll, ob man sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Denn jeder Weg hat irgendwann einmal sein Ziel erreicht. Und jeder Weg führt an der einen oder anderen Stelle an eine Weggabelung, an der man sich entscheiden muss, wohin es nun gehen soll. Manche Wege führen auf Dauer sogar in eine Sackgasse…
Klar, es gibt auch diesen einen großen Lebensweg – den werden wir unser Leben lang gehen. Bei diesem sollen wir auf Kurs bleiben, weil das Ziel erst frühestens erreicht sein wird, wenn wir diese Welt verlassen. Ich möchte hiermit eher auf die vielen kleinen Wege darin hinweisen, bei denen es sich lohnt, sich einmal umzuschauen und zu fragen, ob man noch auf Kurs ist – oder ob es mal an der Zeit ist, eine Pause einzulegen, um nachzuforschen, wo einen das Herz hinführen möchte. Manchmal kommt man dabei zu folgenschweren Erkenntnissen.
Manch einer wird feststellen, dass er seine Weggefährten verloren hat, nun ganz alleine da steht und sich nach Gemeinschaft sehnt. Ein anderer wird feststellen, dass er schon viel zu weit in eine Sackgasse hineingelaufen ist und Zeit und Kraft in etwas investiert hat, was nicht zum Ziel führen wird. Der nächste kommt zu der Erkenntnis, dass er eine Weggabelung nicht gesehen und in die falsche Richtung gelaufen ist. Ich kenne jede dieser Überlegungen nur allzu gut. Und ich möchte Dich beglückwünschen, wenn Du sie auch kennst. Denn das bedeutet, dass Du Dir die Zeit und den Mut genommen hast, Dich und Deinen Lebensweg zu hinterfragen. Das kostet manchmal einen hohen Preis, weil es unweigerlich zu einem inneren Konflikt führt, der nach einer Lösung, nach einem Kurswechsel, ruft, der einen aus der Routine locken will. Wenn man diesen Ruf einmal wahrgenommen hat, darf man sich entscheiden, wie man den Weg weiter zurücklegen möchte. Das erfordert genaues Hineinhören in das eigene Herz, Kraft und manchmal tut es weh. Doch birgt dieser neue Blickwinkel auch eine ungeheure Chance in sich: Er macht es möglich, Neuanfänge zu wagen, eine Pause einzulegen, um sich neu zu orientieren, aus inneren Sackgassen zu entfliehen und und und…
Ich möchte Dir heute Mut machen, Dich immer wieder mit der Landkarte Deines Lebens zu befassen und zu gucken, ob Du auf den verschiedenen Straßen Deines Lebens auf dem richtigen Weg bist. Und wenn es dazu kommt, dass Du Kursänderungen vornehmen musst, dann tue das! Du weißt genau, was gut für Dich ist!
Ich mache bei solchen Wanderungen durch mein Herz immer wieder die Erfahrung, dass ich oft eine innere Stimme höre, die mir wohl vertraut ist, weil sie mich besser zu kennen scheint, als ich, weil sie an mich glaubt und mich positiv herausfordert. Diese Stimme gehört meinem Gott. Folge ich ihr dann, obwohl ich nicht alles verstehe, darf ich aber spätestens nach ein paar Metern auf der neuen Route erkennen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich bin dankbar für diese himmlische Stimme, der ich auf meinen Herzenswegen folgen darf. Denn wenn ich das tue, kommt mein Schritt in Einklang mit der Melodie Seines Herzens und ich erkenne, dass mein großer Lebensweg in diesem Zusammenspiel sein Zuhause gefunden hat und sein Ziel erreichen wird, wann auch immer das sein mag.
Fotograf: Leonard Schneider