Kennt Ihr sie auch? Diese Momente im Leben, in denen alles anders zu laufen scheint, als man es sich eigentlich vorgestellt hat? Vielleicht hast Du gerade Deine Arbeitsstelle verloren, vielleicht ist eine langjährige Freundschaft in die Brüche gegangen, vielleicht hast Du mit einer Krankheit zu kämpfen, vielleicht, vielleicht, vielleicht… Jeder weiß wohl selbst am besten, wie dieses „vielleicht“ bei ihm heißt und was es für Auswirkungen auf sein Leben hat. Ich stelle mir in solchen Momenten häufig die Frage, warum mir das passieren muss, warum gerade jetzt und was diese Störung in meinem Leben bitte für einen Sinn haben soll.
Gerade erst ist es ein dreiviertel Jahr her, da lag ich für fast 3 Wochen im Krankenhaus und kämpfte wortwörtlich um mein Leben. Jede Kraft hatte mich verlassen, die Ärzte tappten im Dunkeln und mir lief die Zeit davon. Diagnosen wie Leukämie, Tumor usw. schwebten immer wieder im Raum herum und versuchten mich zu verunsichern. Ich litt unter großen Schmerzen, konnte kaum essen, kaum trinken, geschweige denn die Kraft aufbringen, zu denken. Doch in dieser große Schwachheit und Hilflosigkeit wusste ich eines tief in mir: Gott war in Kontrolle und würde alles zu einem guten Ende führen. Es war erstaunlich, wie groß diese Gewissheit in mir war.
Ich hätte mir auch unendlich Sorgen machen können. Sorgen um meinen kleinen Sohn und meinen Mann: Was würden sie tun, wenn ich nicht mehr da wäre? Sorgen um meine Eltern und Geschwister: Würden sie den Schmerz verkraften, wenn ich sterben würde? Sorgen um meinen Körper: Würde ich je wieder ein normales Leben führen können? Was, wenn es wirklich Leukämie war? Würde es einen Stammzellenspender geben? Wenn ja, wie viel Lebenszeit blieb mir noch? Und wäre dieses Leben dann noch lebenswert? Natürlich klopften diese Sorgen immer wieder an meine Herzenstür. Eigentlich immer. Doch irgendetwas verhinderte, dass ich ihnen die Tür öffnete. In mir herrschte paradoxerweise tiefer Frieden und ein kindlich naiver Glaube daran, dass alles gut werden würde. Als ein Arzt mich nach einer Knochenmarkspunktion ansprach und fragte, ob ich mir Sorgen machen würde, antwortete ich sogar: „Nein, ich weiß, dass ich nichts Schlimmes habe.“ Ich wunderte mich selbst über diese Worte. Und was soll ich sagen? Meine Gewissheit bestätigte sich: Nach fast 3 Wochen des Leidens verließ ich gesund das Krankenhaus! Keiner der Verdachte der Ärzte bestätigte sich. Mein Körper hatte allergisch auf ein bestimmtes Medikament reagiert und dabei fast den Geist aufgegeben. Nachdem diese Reaktion eingedämmt werden konnte, ging es mir schlagartig besser. Doch es hätte auch anders ausgehen können. Ein großer Prozentsatz derer, die ebenfalls allergisch auf dieses eine Medikament reagieren wie ich, sterben daran. Mit neu gewonnenem Lebensmut und neuer Kraft durfte ich wieder in mein altes Leben zurück. Und dabei fiel mir etwas auf: Ich ging von nun an anders mit Sorgen um. Sie erschreckten mich auf einmal nicht mehr so sehr wie vorher. Denn ich hatte eine Sorglosigkeit inmitten eines realen Überlebenskampfes erlebt, die tief in mir nachhallte und mir deutlich machte: Gott ist in Kontrolle. Ebenso erfüllte mich eine neue, tiefere Liebe für mein Kind. Wie einige vielleicht wissen, litt ich nach der Geburt meines Sohnes an einer postpartalen Depression und konnte mein Kind nicht richtig lieben. Doch im Krankenhaus bemerkte ich plötzlich, wie ich meinen Sohn vermisste. Ein Gefühl, das ich bis dahin nicht kannte. Ein Gefühl, das mein Mutterherz endgültig zum Leben erweckte. Seitdem ich aus dem Krankenhaus zurück bin, lebe ich also sorgenfreier und liebe mein Kind so wie eine Mutter. Ist das nicht buchstäblich wunderbar?!
In dieser Zeit wurde mir wieder neu bewusst, dass Gottes Sicht auf die Dinge oft anders ist, als ich im ersten Moment denke. Ich bin mir ganz sicher, dass Er mich nicht extra diesen lebensbedrohlichen Herausforderungen ausgesetzt hat. Und doch konnte Er sie mir zum Besten dienen lassen. Er hat mir gezeigt, dass Er mein Leben in Seiner Hand hält, Er hat mir Frieden in den dunkelsten Zeiten geschenkt, mir meine Sorgen genommen und mir eine Liebe für mein Kind geschenkt, die ich so vorher noch die erlebt habe.
Ich wünsche auch Dir eine solch wunderbare Erfahrung, egal welcher Herausforderung Du Dich gerade ausgesetzt siehst. Sei Dir gewiss, dass Gott in Kontrolle ist und dass Er eine Zukunft und Hoffnung für Dich hat. Das ist heute mein Gebet für Dich…
Foto: Leonard Schneider